Wir tanken den Ärmsten das Essen weg



Wachsende Sorge wegen steigender Preise für Nahrungsmittel

WASHINGTON. Zum Auftakt der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank haben sich beide Weltfinanzorganisationen besorgt über weltweit steigende Nahrungsmittelpreise geäußert. Dabei wächst die Kritik an der verstärkten Produktion von Bio-Sprit, die zu Lasten des Getreideanbaus geht.

„Während sich manche Sorgen machen, wie sie ihren Benzintank füllen, kämpfen viele andere darum, wie sie ihren Magen füllen können“, sagte Weltbankpräsident Robert Zoellick. „Und das wird von Tag zu Tag schwieriger.“ Die Ärmsten seien von den steigenden Preisen am stärksten betroffen, da sie bisher schon bis zu 75 ‚Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben müssten. Die internationale Gemeinschaft müsse mindestens 500 Millionen Dollar (316 Millionen Euro aufwenden, um die Versorgungslücke bei den Nahrungsmitteln zu schließen.

Der Direktor des Internationalen Währungsfonds, Dominique Strauss-Kahn, mahnte, die weltweit steigenden Nahrungsmittelpreise verschärften die Gefahr von Hungerkrisen in vielen Entwicklungsländern – wie die jüngsten Unruhen in Haiti, Ägypten und Bangladesch bereits zeigen. „Hunderttausende Menschen werden darben, und Kinder werden ihr Leben lang unter Mangelernährung leiden“, sagte Strass-Kahn. Es gehe dabei nicht nur um ein humanitäres Problem, sondern auch um die Entwicklung des internationalen Handels.

Die deutsche Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul rief zu einer Regulierung des weltweiten Marktes für Bio-Kraftstoffe auf, damit deren Produktion die Nahrungsmittelpreise nicht weiter hochtreibe. „Es ist nicht zu akzeptieren, wenn der Export von Agro-Kraftstoffen die Versorgungslage gerade derjenigen Menschen bedroht, die ohnehin schon in Armut leben“, erklärte Wieczorek-Zeul. Die Welt brauche neue Regeln, um die Bewältigung des Klimawandels, eine sichere Versorgung mit Nahrungsmittel und soziale Entwicklung in Einklang zu bringen.

Der Interimsausschuss des Internationalen Währungsfonds (IWF) wies in einer Abschlusserklärung darauf hin, „dass eine Vielzahl von Entwicklungsländern, besonders die mit niedrigem Einkommen, mit einer scharfen Anstieg der Nahrungsmittel- und Energiepreise konfrontiert sind“. Das Gremium rief den IWF zu einer engen Zusammenarbeit mit der Weltbank und anderen Organisationen auf, die Entwicklungsländer mit Krediten unterstützen.

Die Hilfsorganisation Oxfam macht die reichen Staaten für die bedrohliche Lage verantwortlich. Ihre Nachfrage nach Bio-Sprit treibt die Nahrungsmittelpreise nach oben“, sagt Oxfam-Expertin Elisabeth Stuart. Gleichzeitig kürzten sie die finanziellen Hilfen für die armen Staaten.

 

Quelle:
Recklinghäuser Zeitung vom 14.04.2008
Harry Dunphy (AP)